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Professor Armin Grunwald hält erste CNTR-Gastvorlesung

Professor Armin Grunwald hält einen Vortrag
Die interne Veranstaltung bot einen Überblick über Geschichte, Motivation und den Prozess der Technikfolgenabschätzung

Am 20. Juni 2023 startete die CNTR-Gastvortragsreihe mit einem Vortrag von Prof. Dr. Armin Grunwald. Professor Grunwald ist der Direktor des Instituts für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Leiter des Büros für Technikfolgenabschätzung beim Deutschen Bundestag (TAB). Im Rahmen der internen Veranstaltung sprach er mit rund 15 Mitarbeiter*innen von PRIF und weiteren Kolleg*innen der TU Darmstadt über seine umfangreichen Erfahrungen mit der Erforschung ungewisser Zukünfte und der Einbringung  wissenschaftlicher Perspektiven in Debatten über technologische Innovation. Der Vortrag bot einen Überblick über die Geschichte und das Interesse der Technikfolgenabschätzung sowie eine philosophische und erkenntnistheoretische Einordnung.

Die Anwendungsbereiche der Technikfolgenabschätzung sind vielfältig. Eine ihrer Hauptaufgaben ist es, eine wissenschaftliche Perspektive in öffentliche und politische Debatten über neue Technologien einzubringen. Darüber hinaus kann die Technikfolgenabschätzung Innovationsprozeses unterstützen, indem sie mögliche Konsequenzen bereits in der Entwicklungsphase einbezieht. 

Während des Vortrags betonte Professor Grunewald die Bedeutsamkeit der „Offenheit der Zukunft“: Der Umgang mit den Unsicherheiten, die im Zentrum der Forschung stehen, und die Kommunikation darüber seien eine wesentliche Aufgabe, erklärte er. Im Bereich der Politikberatung beispielsweise müssten diese zugrundeliegenden Unsicherheiten besonders stark berücksichtigt werden, um die vorliegenden Daten konstruktiv zu interpretieren. 

Anstatt eine Reihe von politischen Empfehlungen für die beste Vorgehensweise zu formulieren, konzentriere sich die Arbeit des ITAS darauf, verschiedene Alternativen für künftige Entwicklungen zu skizzieren. Dabei werden die Risiken und Chancen, die sich aus jeder einzelnen Option ergeben, herausgearbeitet.

Professor Grunwald sprach auch über die allgemeine Motivation der Technikfolgenabschätzung als Forschungsgebiet. Das Ziel sollte nicht nur darin bestehen, die Entwicklung technologischer Innovationen passiv zu beobachten, argumentierte er. Stattdessen solle die Forschung danach streben, in der realen Welt etwas zu bewirken, ethik- und verantwortungsbewusste Entwicklungsprozesse zu unterstützen und politische Entscheidungsprozesse zu begleiten. Dafür sei es wichtig, normative Überlegungen wie die das Leitprinzip der Nachhaltigkeit in allen Phasen zu berücksichtigen, von der Entwicklung und dem Ressourcenmanagement bis hin zu den erwarteten Auswirkungen der Technologie selbst. Auf diese Weise könne beratende Technikfolgenabschätzung Orientierung für politische Entscheidungsträger*innen schaffen, ihnen Strategien an die Hand geben und erfolgreich zur Lösung von Konflikten rund um die Technikentwicklung beitragen.

Im Anschluss an den Vortrag hatten die Zuhörer*innen Gelegenheit, Fragen zu einem breiten Spektrum an Themen zu stellen. Besprochen wurden beispielsweise methodische Fragen, aber auch Strategien zur Kommunikation von wissenschaftlichen Forschungsergebnissen im Dialog mit unterschiedlichen Zielgruppen.

CNTR bedankt sich herzlichst bei Professor Grunwald für seinen lehrreichen und anregenden Gastvortrag.

Diese Veranstaltung wurde durch die großzügige Unterstützung des Auswärtigen Amtes ermöglicht.

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