Was den Umgang mit Dual-Use-Forschung betrifft, so betont der in Deutschland vorherrschende Ansatz zur Minderung von Dual-Use-Risiken die Freiheit der Forschung und die Stärkung der akademischen Selbstregulierung. Dieser Artikel stellt diesen Ansatz als ein Beispiel für einen Rahmen für den Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung vor, unterstreicht die Notwendigkeit der Sensibilisierung für die Risiken sicherheitsrelevanter Forschung und zeigt ganz allgemein einige der Dilemmata auf, mit denen Forscher und Gesetzgeber im Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung konfrontiert sind. Der Artikel stellt darüber hinaus die Schlüsselfragen vor, die der Gemeinsame Bundesausschuss zum Umgang mit sicherheitsrelevanter Forschung entwickelt hat, um Forschern und Institutionen eine Orientierung zu geben, wenn sie sich mit möglicher sicherheitsrelevanter Forschung befassen. Er wendet diese Schlüsselfragen in einer Fallstudie über ein vielbeachtetes Experiment an, bei dem Technologien der künstlichen Intelligenz und der Arzneimittelforschung eingesetzt wurden, um ihr Potenzial zur doppelten Verwendung bei der Identifizierung hochgiftiger chemischer Substanzen zu ermitteln. Darüber hinaus wird der Nutzen des in Deutschland angewandten Rahmens erörtert und der Schluss gezogen, dass dieser Ansatz praktikabel ist. Angesichts der starken Betonung der Eigenverantwortung der Forscher sollte jedoch das Bewusstsein für Dual-Use-Risiken und Strategien zur Risikominderung weiter gestärkt und eine akademische Kultur des verantwortungsvollen Umgangs mit sicherheitsrelevanter Forschung gefördert werden.
Bibliographische Angaben
Jakob, Una; Kraemer, Felicitas; Kraus, Florian; Lengauer, Thomas. “Applying Ethics in the Handling of Dual Use Research: The Case of Germany” In Research Ethics. 21.06.2024. DOI: 10.1177/17470161241261044